Musik als Symbol
“….Musik ist bedeutsame Form, und ihre Bedeutung ist die eines Symbols, eines sehr artikulierten, innlichen Objekts, das durch seine dynamische Struktur die Formen der Lebenserfahrung ausdrücken kann, die Sprache nicht ausdrücken kann. Gefühl, Leben, Bewegung und Emotion sind, was ihre Bedeutung ausmacht.“ (Susanne Langer 1953, 32). „Musik stellt präverbale Erkenntnisformen des Lebens dar, deren Gehalt die innere Bewegungsform des Empfindens ist“ (Susanne Langer, 1965).
„Ihr Leben ist Artikulation, nicht Durchsetzungsvermögen; Ausdrücken, nicht Ausdruck. Die eigentliche Funktion von Bedeutung, die festen Inhalts bedarf, wird nicht erfüllt; denn die Voraussetzung, dass jeder Form nur eine mögliche Bedeutung und nicht mehrere zugeschrieben werden, kann nie erfüllt werden“. (Langer 1942, S. 195).
Die Bedeutung des Symbols ist offen und ihre Interpretation bleibt dem Imaginierenden überlassen. Musik als Symbol betrifft eher die „Option“, zu erleben, zu erinnern, sinnlich wahrzunehmen als ein bestimmtes Erlebnis. Eine Musik drückt nicht ein bestimmtes Gefühl, z. B. Trauer aus, sondern eher die Struktur und Gefühlsqualität von Trauer, die wir mit erlebten Gefühlen und Erinnerungen füllen können. Musik hilft, diese konkret oder mit Hilfe von Metaphern auszudrücken.
Das Entscheidende beim Musikerleben in GIM ist, dass die Patientin nicht über Imaginationen und damit zusammenhängende Gefühle spricht, sondern sie im Hier und Jetzt im wahrsten Sinne in der Zeit er- und durchlebt. Es geht beim Musikerleben nicht um das Analysieren und Reflektieren von Gefühlen, sondern um das Er-Leben und Fühlen, denn erst dann kann das Gefühlte als Gefühl benannt und eingeordnet werden.
Wilhelm Heinrich Wackenroder, der von 1773-1798 lebte, sagte:
„In dem Spiegel der Töne lernt das Menschliche sich selber kennen, sie sind es, wodurch wir das Gefühl fühlen lernen“.